08.07.2017

Männer nur jenseits der Bande erlaubt

Männer nur jenseits der Bande erlaubt
2000 Frauen gingen beim Challenge Women Run auf die fünf Kilometer lange Strecke


Zugegeben – angesichts eines Marathons, den all die trainierten Ausdauerathleten beim DATEV Challenge am Sonntag vor sich haben, ist ein 5-Kilometer-Lauf nicht mehr als ein Jogging-Snack. Wer das behauptet, hat den „Challenge Woman“ am Samstag Vormittag noch nicht erlebt! Da werden fünf Kilometer zum Gute-Laune-Gemeinschaftserlebnis – und der Sport tatsächlich zur schönsten Nebensache der Welt.

2000 Frauen in Pink. In einem gemeinsamen Starterfeld. An den Banden: Viele Männer mit den Handys im Anschlag für ein Erinnerungsfoto. Viel Gelächter und ein lockerer Plauderton. Vor dem Start und wenig später auch im Ziel. Trotz der schwül-warmen 30 Grad, die allein schon das Zuschauen zur schweißtreibenden Aktion macht.


Pink ist das Markenzeichen des „Challenge Woman“, dem Frauenlauf, der aus einer fünf-Kilometer-Laufstrecke ein echtes Rundum-Erlebnis macht mit jeder Menge Gute-Laune-Faktor.


Natürlich sind auch Starterinnen mit dabei, deren Sportuhr, Kompressionsstrümpfe und durchtrainierte Bodies verraten, dass diese fünf Frauenlauf-Kilometer für sie tatsächlich keine sportliche Herausforderung sind. Aber darum geht es hier gar nicht. Mehr denn je heißt die Devise „Dabeisein ist alles. Spaß haben darf sein. Schnell sein muss nicht sein.“

Allerdings: Schnell sein ist trotzdem drin. Beweis dafür: die beiden Läuferinnen, die als erstes durchs Ziel laufen. Lachend. Hand in Hand. Sich anschließend herzlich umarmend.

Sie hatten beide noch nicht mal ihre Stoppuhren „angeworfen“. Sie wollten einfach nur dabei sein. Hätte es keine Zeiterfassungs-Chips gegeben, sie hätten noch nicht einmal selber gewusst, wie flott sie die Runde abgespult haben. Der Vollständigkeit halber: Der Chip stoppt bei 19:51 Minuten.

Die Erste, Laia, ist eine temperamentvolle Spanierin aus Barcelona, die übers ganze Gesicht strahlt. Weil`s ihr einfach so gut gefallen hat, inmitten von „pretty in pink“.

Ihre Finish-Partnerin ist alles andere als eine Unbekannte, dem Nachnamen nach: Es ist Emma Frodeno, die australische Ehefrau vom derzeitigen Superstar der Tria-Szene, Jan Frodeno. Sie hätte sogar siegen können, hatte stattdessen auf den letzten Metern der Spanierin die Hand gegeben und ihr am Ende sogar noch den Vortritt gelassen.


Laia aus Barcelona (rechts) und Emma (Frodeno, links) kamen Hand in Hand nach 19:51 Minuten ins Ziel. Beide hatten noch nicht einmal ihre Stoppuhren angeworfen, sondern wollten einfach nur dabei sein und ihren Spaß haben. Beides gelang.

Starallüren? Von wegen – wenn sie nicht gefragt worden wäre, hätte sie sich noch nicht mal mit ihrem prominenten Nachnamen zu erkennen gegeben. Sie stellt sich nur als „Emma“ vor. Sagt`s und lässt sich gleich und gerne von anderen Finisherinnen ins (englische) Gespräch verwickeln.

Da ist es auch egal, ob diese (fast) so flott wie die Siegerinnen unterwegs und dabei locker ins Ziel gelaufen sind. Oder ob sie sich über die fünf Kilometer quälen mussten, weil die Hitze schlichtweg ihren Tribut forderte. Hauptsache: „Frau“ ist dabei.

Und die Männer wiederum übernehmen beim Challenge Women gut und bereitwillig die Rolle der hilfreichen Statisten: Die Teilnehmermedaillen gibt es beispielsweise allesamt aus Männerhand. Auch der Prosecco wird von einem Herrn ausgeschenkt.

Apropos Prosecco: auch das zeichnet diesen Frauenlauf, dessen Markenzeichen die leuchtend-pinken Shirts sind aus: Der „Wellness-Faktor“ davor und danach. Zu finden in der „Womens Lounge“.

Da gibt es Veggie-Burger und Soja-Milch zum Probieren; dazwischen ein Massage- und Nagelstudio, dazu Trinkflaschen und Sportoutfits in coolem Design. Und wer sagt denn, dass verführerische Dessous nicht gut zu Bio-Gulaschsuppe passen? Zumindest gibt es beides in unmittelbarer Nachbarschaft unter einem Zeltdach. „Frau-sein“ hat eben viele Seiten – und der Sport ist nur eine davon.

 

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